Erinnerrungen!
Vorwort: Hallo Kameradinnen und Kameraden. In meiner ersten Geschichte habe ich Euch von meinen Erlebnissen in der Seeschifffahrt berichtet. Nun möchte ich Euch erzählen, wie ich zur Marine kam und was ich dort erlebte.
1. Kapitel
Bei meinem letzten Urlaub vom Weser-Exporter im Juli 1977 bekam ich Post vom Kreiswehrersatzamt in Unna. Es war eine Einladung zur Musterung. Als ich zum angegebenen Termin dort erschien, wurde ich von dem Angestellten gefragt: "Was ich denn wollte?" Ich sagte Ihm, dass ich mich zur Musterung melden sollte. Er sah die Namenslisten durch, konnte meinen Namen aber nicht finden und so gab ich Ihm meine Einladung auf der stand "Dauerladung". Das heißt, dass ich zu jedem anderen Termin hätte erscheinen können oder gar nicht. Denn als Matrose in der Seeschfffahrt war ich vom Wehrdienst freigestellt. So aber wurde ich zur Musterung zugelassen. Bei der Ärztlichen Untersuchung kam ich dann in die Kategorie Tauglichkeitsstufe 2 Ersatzreserve 1. Dann musste ich zur Musterungskomission, um Personalfragen zu beantworten. Z.B. Warum ich zur Marine will, usw. Nach dem diese Fragen geklärt waren, meinte einer der Herren: "Wir schicken Sie zu den 76ern". Weil ich nicht wußte was das war fragte ich nach und bekam zur Antwort: "Es ist die Küstensicherung und hat mit fahrenden Einheiten nichts zu tun". Meine Antwort folgte sofort, denn ich sagte den Herren das ich bitte meine Papiere wieder haben möchte denn als Matrose bin ich freigestellt auf Grund der lange Auslandsaufenthalte. Und wenn ich mich schon freiwillig melde, möchte ich meinen Beruf treu bleiben und auf einer fahrenden Einheit meinen Dienst tun. So kam es, dass ich einige Tage später eine Einladung von der Freiwilligenannahmezentrale in Wilhelmshaven zu einem Eignungsstest bekam. Das Ergebnis war, dass ich mich zum 02. April 1978 auf Borkum zur Grundausbildung einzufinden habe. 3 Tage vor meiner Fahrt nach Borkum hieß es für mich Koffer packen und Fahrkarte kaufen. Dann war es soweit. Ich fuhr am 02. April morgens von Kamen über Hamm/Westfalen nach Emden Aussenhafen. Von dort aus mit der Fähre nach Borkum. Auf der Insel angekommen sagte ich im stillen zu mir: "Marine ich komme!".
2. Kapitel - Meine Grundausbildung!
Als ich auf Borkum und in der Kaserne ankam, bekam ich auch schon den ersten Anpfiff. Als ich mich an der Hauptwache meldete, wurde ich vom Wachhabenen gefragt warum ich nicht mit dem Sammeltransport gekommen bin? Ich konnte nur sagen, dass ich es nicht gewusst habe. Naja egal, als dann am späten Nachmittag alle da waren ging es los. Begrüßung, Stuben beziehen, Bettwäsche empfangen, Abendessen und dann Freizeit. Am nächsten Morgen Frühstück, Kleiderkammer, Einkleiden, Personalbogen ausfüllen, Dienstpläne und Lehrmaterial empfangen, dann Kasernenbesichtigung, Feierabend und Freizeit. So verging der 1. offizielle Tag. In den folgenden Tagen und Wochen hieß es für uns Dienstvorschriften pauken, Waffenkunde (G3 und 40 mm Bofors), Maschieren und Grüßen lernen. Dazu praktische Seemannschaft. Hier hatte ich ja gegenüber meinen Kameraden einen Riesenvorteil, da ich ja aus dem Fachbereich Seefahrt kam. In meiner Freizeit trat ich dem Seemannschor der Lehrgruppe bei. Es wurden Shantys gesungen, das Lied der Landungsboote und auch das Lied der Scharnhorst das sangen wir zum Gedenken aller Seeleute die im Kriege auf See blieben. Wie der ganze Text ging weiß ich leider nicht mehr, nur soviel das da hieß: "Ein mächtiger Schatten jagt über die See des Nacht dunklen Nordmeers in Eisiger Höh, dumpf brechen die Wellen an Brücke und Turm, vorüber verschwunden im dunklem Sturm". Das nur so nebenbei. Mit der Zeit freundete ich mich mit unseren Hilfausbildern an, was sich als Vorteil erwies. Jedesmal wenn ein Nachtalarm bevor stand, wusste unsere Stube schon Bescheid und wir konnten uns darauf einrichten, sodas wir immer als erste vorm Gebäude standen. Ich gebe zu, das es den anderen gegenüber nicht fair war, aber wie heißt es so schön: "Mir ist das Hemd näher als die Hose". 2 Wochen vor Ende der Grundi und Vereidigung gingen wir für 3 Tage ins Gelände zur Ausbildung. Hier wurde alles geübt was wir gelernt hatten, auch ABC Abwehr. Nach dem auch dies zu Ende war und wir zurück zur Kaserne gingen, es waren ca. 8-10 km, machten unsere Ausbilder sich noch einen Spass mit uns. Mit voller Ausrüstung und bei schönem Wetter, ging es am FKK-Strand entlang. Ihr könnt Euch denken, das es für uns eine Gemeinheit war und so manchen Kameraden der Draht in der Hose stand. Nach dem wir die Abschlussprüfung bestanden hatten bekamen wir unsere Kommandos zugeteilt, aber wir durften teilweise wählen. Ich wollte eigentlich auf Borkum bleiben und Hilfsausbilder werden, klappte aber nicht und so meldete ich mich für die Fregatte Köln F220. Dieses Kommando bekam ich auch. Ach ja meine Adresse lautete damals 2. Seemannschaftslehrgruppe - 2. Inspektion - 1. Zug - 2. Gruppe. Am Tage der Abreise bekamen wir unseren Marschbefehle, auf meinem stand Fregatte Köln F 220 - 2. Geleitgeschwader - Wilhelmshaven. Deshalb sage ich jetzt Tschüss Borkum. Wilkommen in Wilhelmshaven. Anmerkung! Heute ist in der Kaserne eine Jugendherberge untergebracht.
3. Kapitel - Meine Zeit auf der Köln F 220
Als wir auf der Köln an Bord gingen, hieß es für uns Begrüßung und erst einmal Deck beziehen und einrichten. Das Deck in das ich kam, lag im Vorschiff direkt unter der Back. Ich bekam die untere Koje zugewiesen, die auch der Sarg genannt wurde dann zurück in die Messe, Einweisung und Schiffsbegehung. Eine Woche später Auslaufen zur Einzelausbildung in die Nordsee. Ich war der Stb.wache zugeteilt. Es kam wie es kommen musste. Ich hatte sofort die Mittelwache, die von 00 Uhr - 04 Uhr. Ich sage lieber Hundewache dazu. Natürlich musste ich auch ans Ruder aber lieber stand ich Posten Ausguck und so tauschte ich immer mit einem Kameraden, was allen recht war. Direkt nach der Ausbildung fuhren wir zum Tag der offenen Tür nach Borkum was besonders uns 11er erfreute, denn es war unsere Insel. Nach dem Festmachen und Rückmeldung konnten wir an Land gehen. Mein erster Besuch war natürlich die 2. Inspektion wo ich meine Ausbilder besuchen wollte, leider war keiner anwesend. Was also tun? Ich ging zurück an Bord. Abends war unsere Besatzung im Kurhaus eingeladen. Ich weiß noch das der Eintritt 10 DM betrug. Als mich meinen ehemaligen Chorleiter ein OBtsm wiedersah wurde ich von Ihm sofort mit zum Chor genommen und ich musste mitmachen. Die Überraschung bei meinem Kapitän war groß als er mich im Chor auf der Bühne sah. Ich muss sagen, es war ein schönes Wochenende. Direkt nach diesem Besuch hieß die neue Order - Auf nach England zu einer Nato Ausbildung. Wir nannten den Hafen Shiloh Ranch. Neben Luft, Brand, Leck und ABC Abwehr wurde der Schwerpunkt auf das Mann über Bord Manöver gelegt. Hier klappte aber auch gar nichts richtig, es dauerte alles einfach zu lange bis der Dummy an Bord war. Das fiel auch dem Prüfer und auch unserer Schiffsführung auf. Nach einem missglückten Manöver kam die Durchsage, das der Seemann wegen der Kälte leider verstorben sei. Als meine Kameraden und ich auf dem Weg ins Deck waren, wurden wir vom Decksmeister und 1. Offz. aufgehalten und gefragt, woran es liegen könnte das wir so langsam sind. Meine ehrliche Meinung dazu war, und das sagte ich auch, das wir eine Kutterbesatzung brauchen die sich ohne viele Worte versteht und jeder seine Handgriffe beherscht, dann würde es meiner Meinung auch besser mit den Manövern klappen. Der Vorschlag wurde angenommen und es wurde tatsächlich besser. Sogar die Prüfer waren hinterher zufrieden. So kam es dann, das ich von der Seewache in die Bootsmannsgruppe kam, und Kuttergast wurde. Nach Abschluss der Ausbildung, gab es ein Bordfest bei dem wir ganz schön einen im Kahn hatten. Nach der Rückkehr nach WHV machten wir ganz normalen Dienst, bis zu dem Tage als ich zum Kommandanten gerufen wurde, der mir dann mitteilte das ich ab Januar 1979 wieder nach Borkum versetzt werden sollte. Als er mein erstauntes Gesicht sah, beruhigte er mich und sagte, dass ich zum Maatenlehrgang sollte. Wieder einmal hieß es für mich Seesack packen und ab. Tschüss Fregatte Köln, Borkum hat mich wieder.
4. Kapitel - Maatenlehrgang auf Borkum
Borkum hat mich für eine gewisse Zeit wieder. Nach der Neujahrsdienstbefreiung meldete ich mich auf Borkum in der ersten Inspektion zum Maatenlehrgang. Ich brauche ja nicht wiederholen, wie der Ablauf war. Deshalb fange ich sofort mit meiner Beschreibung an. Zu der Zeit hatten wir auf Borkum eine Schneekatsstrophe. Das hieß für uns hauptsächlich Scheefegen und Theoretischen Unterricht. In der Theorie ging es überwiegend um die Vorbereitung auf den Bootsführerschein und Menschenführung. Auch mussten wir die Aufgaben eines UvDs übernehmem. Als ich einmal UvD war, musste ich alle 3-4 Stunden zum Bootshafen hinunter um zu kontrolieren, ob dort alles in Ordnung sei. Ihr könnt mir glauben, das es bei diesem Schnee kein Vergnügen war. Aber zurück zum Unterricht. Als wir eine Kartenarbeit schrieben, und den Kurs von Borkum nach Helgoland ausrechnen mussten und in eine Seekarte eintrugen dachte ich das meine Berechnung richtig sei. Weit gefehlt, als wir die Auswertung des Tests zurück bekamen, meinte unser Inspektionschef zu mir, das meine Berechnung fast richtig gewesen ist. Denn nach meiner Berechnung bin ich nicht bei Helgoland gelandet sondern in der Nähe des Kölner Dom. Das meinte er nicht ganz so ernst, gab mir aber den Rat meine nächsten Teste besser zu schreiben, sonst würde ich den Lehrgang nicht bestehen. Er erwartete natürlich auch eine Antwort von mir, die ich ihm auch ehrlich gab. Ich fragte ihn, was ihm denn an Bord lieber sei, ein guter Theoretiker oder ein Praktiker der sein Handwerk verstehe. Die Antwort blieb er mir leider schuldig. Ich nahm mir aber seinen Rat zu Herzen und das Ergebnis war eindeutig. Bei der Theoretischen Prüfung, es war der 09. Februar, einen Tag vor meinem Geburtstag mussten wir über die Lichterführung , Fahrwasserbetonnung und Nautische Gesetzeskunde schreiben. Gott sei Dank wusste ich noch fast alles aus meiner Zeit auf der Seefahrtschule in Elsfleth, ich schrieb mir bildlich gesehen die Finger wund. Nachdem wir dann unseren Test zur Auswertung abgaben, konnten wir in die Pause gehen. Dann war es soweit, jeder Teilnehmer wurde einzeln in den Klassenraum gerufen wo Ihm sein Ergebnis mitgeteilt wurde. Als ich an der Reihe war und eintrat hieß es sofort, Gefr. Chabierski setzen 6. In dem Moment rutschte mir sprichwörtlich das Herz in die Hose. Aber dann fingen unser Spieß und der Chef anzu lachen und meinten nur zu mir, es geht doch wenn man lernt. Meine Punktezahl waren von 100 möglichen 75. Unser Spieß meinte aber zu mir, ich habe doch 5 Seiten geschrieben und sollte mir das Endergebnis ansehen. Ich hatte mich selber übertroffen es waren genau 98 Punkte. Nun konnte ich meinen Geburtstag in Ruhe feiern, und das sagte ich den beiden auch. Damit war ich entlassen. Ach was ist das schön, der Schnee ist weg nun können wir endlich den Praktischen Teil des Bootsführerscheins machen. Hier bestand die Ausbildung darin im Kutter pullen und mit Motor fahren. An und Ablegen, vor und rückwärts zwischen den Dalben und Mann über Bord. Gut das ich beruflich ja vorbelastet war, aber das brauche ich nicht nochmal erwähnen. Dann der Tag der Prüfung. Anwesend waren auch 2 Mann von der See-Berufsgenossenschaft die die zusätzliche Prüfung zum Rettungsbootsmann abnahmen. Gut das ich den Schein schon habe und vorzeigen konnte. So wurde ich als Bootsführer eingesetzt und musste mit jeder Gruppe alle Manöver fahren. Das Resümee war, dass alle den Bootsführerschein bestanden. Nach diesem Lehrgang mussten wir zur Schiffsicherungsschule nach Neustadt/Holstein und zur Geschützführerausbildung nach Olpenitz. Um es vor weg zu nehmen, gibt es von Olpenitz nur zu sagen, das wir alle auch diesen Lehrgang bestanden haben. Nun aber zur Ausbildung in Neustadt. Hier wurden wir zum Schiffssicherungstruppführer ausgebildet, und zwar in Sachen Brand, Leck und ABC Abwehr. Das härteste daran war die Atemschutzgeräteausbildung, wir mussten mit dem schweren Lederzeug das die meisten noch kennen und Atemgerät ca. 4 km laufen, Gewichte heben und Treppen steigen. Da muss ich sagen, dass meine Ausbildung zum Feuerschutzmann in Bremen bei der Feuerwehr ein Kinderspiel war. Bei dieser Abschlussprüfung mussten wir noch einen Ölbrand im Maschinenraum löschen. Jeder von uns musste runter. Als ich aber von oben das hochaufloderne Feuer sah, bekam ich doch ein wenig Angst und löschte das Feuer von oben. Es nützte nichts ich musste runter. Im nachhinein haben aber alle den Lehrgang bestanden. Jetzt aber wieder zurück nach Borkum zum Endspurt. Ab jetzt steht nur noch die Vorbereitung auf das Ende der Prüfung zum Maaten bevor. Neben des theoretischen Unterricht sind wir UvD und stellvertretender Wachhabendnen gewesen, was mit in die Benotung berücksichtigt wurde. Einen Vorfall den ich als stellv. Wachhabenden hatte, möchte ich Euch nicht vorenthalten. Es war bei der Belehrung zur Flaggenparade, als die Tür aufging und unser Kommandeur FKpt. Heilmann eintrat. Nachden wir unsere Meldung machten, sagte Er zu uns, ich kann mich noch gut an seine Worte erinnern die da waren: "Gut das Sie mich noch erkennen, denn Ihr Posten Haupttor nannte mich FKpt. Weizdörfer, dieser aber war der 2. Inspektions Chef". Nach der Flaggenparade musste ich dem Posten eine einfache erzieherische Maßnahme erteilen. Die bestand darin, das er 2 Stunden länger Posten vorm Tor stand. Dies kam auch mit in meine Bewertung. Am Tag der Prüfung, ich hatte vor Aufregung kaum geschlafen und nebenbei bekam ich zum erstenmal richtige Prüfungsangst, denn in der Schriftlichen erreichte ich leider nur 47 Punkte, um zu bestehen hätte ich aber mindestens 50 gebraucht. Das war es für mich, durchgefallen, oder anders gesagt Pech gehabt. 2 Tage später wurden wir versetzt. Ich kam auf die Lütjens D185. Deshalb sage ich hier Tschüss Borkum, es war auch hier eine schöne Zeit.
5. Kapitel -Willkommen in Kiel und auf dem Zerstörer Lütjens D185
Jetzt wo ich auf der Lütjens war, fange ich ausnahmsweise mal mit dem Negativen an das es an Bord gab, vielleicht würden einige Ehemalige die das hier lesen, mich am liebsten jetzt erschiessen, aufhängen und vierteilen, aber ich schreibe dies, weil es wahre Erlebnisse sind an die ich mich erinnere. Richtige Kameradschaft wie ich sie vorher kennen gelernt habe gab es in unserem Deck nicht. Das lag vielleicht daran das wir in unserem Deck mit 80-85 Personen wohnten. Denn meistens ging jeder seinen eigenen Weg und teilweise war auch Mobbing angesagt z.B. es wurden Spinde aufgebrochen, Kojen zerstört und das berühmt berüchtigte Rota........ pönen angesagt. Denn so leid es mir tut, aber ich muss es mitteilen. Bei einem Manöver in der Nordsee hatten wir auch einen Todesfall an Bord. Morgens beim Wecken wurde der Kamerad tot in seiner Koje aufgefunden. Die Todesursache blieb uns bis heute unbekannt, aber wie es so in der Gerüchteküche nun mal so ist, hieß es, dass er an seinem Erbrochenen erstickt sei, weil er Seekrank gewesen ist. Ein anderes besagt aber auch das er so betrunken gewesen war. Wir unterbrachen das Manöver und mussten in WHV einlaufen wo er dann von Bord gebracht wurde. Über dem Sarg war die Dienstflagge ausgebreitet und die Besatzung stand an Deck Spalier. Das war es eigentlich. Den Rest des Jahres erspare ich mir und komme am besten auf das Jahr 1980. Mitte März erfuhren wir das Anfang Mai eine Ausbildungsfahrt in den Indischen Ozean machen würden. Die meisten der Kameraden die eigentlich entlassen werden sollten, hängten sofort eine Reserveübung dran, weil Sie die Fahrt noch mitmachen wollten. Nun ging es los Proviant übernehmen, Tropenbekleidung empfangen Impfungen bekommen. Während einer Materialübernahme kam die Durchsage Obergefreiter Chabierski zum Kommandanten auf die Kammer. Jeder der das hörte wusste genau was das hieß, wenn jemand sich bei Ihm zu melden hatte. Ich also hoch, meldete mich und mußsse mich setzen, dann wurde ich von einem Reporter der Kieler Nachrichten gefragt, was ich von der Fahrt erwartete. Wahrheitsgemäß antwortete ich das ich mich aus dem Grunde freue, endlich mal wieder durch den Suezkanal zu fahren, Bombay (heißt ja heute wieder Mumbai,) Mombasa, Kenia und Cadiz in Spanien wieder zu sehen. Nach diesen Antworten konnte ich wieder gehen und meinen Dienst wieder aufnehmen. Endlich der Tag unserer Abreise war da. Beim Auslaufen von uns, der Coburg und der Spessart spielte das Marine Musikkorps Ostsee. Während die beiden Schiffe duch den Nord-Ostsee Kanal fuhren um sich mit dem Zerstörer Bayern zu treffen, fuhren wir Richtung Skagerak, Ostsee spiegelglatt aber als wir in der Nacht in die Nordsee kamen, bekamen wir gehörig was auf die Mütze. Ich stand gerade Posten Maschinentelegraph als wir den Sturm abbekamen. Es ging vom Wellenkamm runter ins Wellental. Freunde ich muss gestehen, wenn ich in meiner gesammten Seefahrtzeit bei schlechtem keine Angst hatte, hier hatte ich sie. Man sah auf der dunkelen Brücke nur die Kontrollampen bis plötzlich eine Wasserwand auftauchte. Ich glaube, ich habe sogar gebetet. Unser erster Hafen war Brest in Frankreich wo wir nur Kraftstoff bunkerten. Weiter nach Toulon, da passierte es. Abends kollidierte die Bayern mit der Spessart, wegen einer wie wir erfuhren falschen Kursänderung. Für die Bayern war es dasvdann. Ich kann die Enttäuschung der Jungs verstehen. Morgens sahen wir dann das Ausmaß. Die Bayern sah von weiten aus wie ein Flugzeugträger so eingedrückt war der Bug. In Toulon hatten wir auch Landgang, ein Highligth war das uns Busse zu Verfügung gestellt wurden. 2 fuhren nach Monaco und 2 nach Saint Tropez. Eigentlich wollte ich ja nach Monaco, bin aber in Saint Tropez gelandet. Promis habe ich da nicht gesehen, aber das Geld einer Jacht hätte ich gerne gehabt. Weiter ging es Richtung Port Said, Suezkanal. Auch hier konnte ich einiges erzählen, das der Kanal ca. 160 km lang wahr, dass wir einen extra Kanal Scheinwerfer bekamen, Lotsenwechsel in Ismaelia und ankern im großen Bittersee, Ausfahrt in Suez am roten Meer. Weiterfahrt nach Karatchi Pakistan. Liegezeit 4 Tage. Dann nach Bombay. Hier habe ich wieder was dazu zu erzählen. Der Deutsche Botschafter gab einen Empfang und einige von uns durften mit. Auch unser Bordchor in den ich sang. Nachdem wir einige Lieder gesungen hatten, konnten wir etwas essen und trinken. Auf einmal stand mein 1.Off. bei mir und bat mich mitzukommem. Ich wurde einer Persönlichkeit des Landes vorgestellt und gefragt wie ich das Land finde. Da ich ja Bombay kannte sagte ich das ich schon des öfteren beruflich als Seemann hiergewesen bin und ich mich freue wieder im Lande zu sein. Am nächsten Tag hatte wir Landgang und ich bin in das Tadsch Mahal Hotel gegangen um im Restaurant etwas zu essen und Karten zu schreiben. Ich bestellte mir also Pommes und ein Steak mit Ketschup. Während ich die Karten schrieb öffnete ich mit der linken Hand die Flasche und schüttete mir etwas Ketschup auf die Pommes dann biss ich herzhaft in eine hinein. Kinder es war die Hölle, stellt Euch vor Ihr legt Eure Zunge an ein glühendes Stück Stahl und nehmt auch noch einen Schluck Salzsäure, dann wißt Ihr was scharf ist. Ich habe es nicht nochmal versucht. Nach Bombay fuhren wir nach Colombo Sri Lanka weiter. Hierzu gibt es nur zu sagen, das auf Grund eines Maschinenschadens, wir statt 4 Tage 10 Tage in Colombo lagen. Nach dem Auslaufen in Richtung Mombasa Kenia gab es viele Vorbereitungen für die Äquatortaufe zu machen. Ich musste für die Trabannten (Helfer für Neptun) Baströckchen aus Tauwerk machen. Andere bekamen den Auftrag einen Schlauch aus Segeltuch nähen und unseren Pool mit Wasser füllen. 2 Tage später war es dann soweit, wir überquerten den Äquator. Zuerst wurde die Bordkanone abgeschossen und die Kartusche hinterher versteigert. Dann ging es richtig los, zuerst die 11er da sie ja mithelfen mussten und dann der Rest der Besatzung. Das Ritual lief folgendermaßen ab. Erst mussten die Täuflinge eine Speckschnur schlucken, dann durch den Schlauch kriechen, zu Neptun und Thetis (beides Meeresgötter) Ihnen die Füße küssen die Sie in Stinkerkäse der schon einige Zeit in der Sonne stand, weiter zum Essen. Hier gab es frische Hackbällchen gemischt mit allen Gewürzen die an Bord waren essen mit sehr warmen Bier nachspülen, dann zum Pool wo sie rasiert wurden( angedeutet) untergetaucht fertig. Dies geschah alles auf freiwilliger Basis. Die meisten zollten danach dem Meere ihren Tribut. Aber wir hatten unseren Spass dabei, denn endlich konnten wir Mannschaften uns gegenüber Vorgesetzten etwas erlauben ohne dafür bestraft zu werden. Danach lief die Weiterreise normal weiter. Mombasa wir kommen.
Jambo Mombasa und Karibu Rafikis, das ist Suaheli und heißt "Hallo und willkommen Freunde". Mombasa das Tor zu Afrika, (das Wahrzeichen sind sich 2 kreuzende Elefantenstosszähne) wenn man diesen Namen sich auf der Zunge zergehen lässt träumt man von wilden Tieren und denkt an den Film mit Hardy Krüger und John Wayne in Hatari. Neben den offiziellen Besuchen machten wir eine Safari in Kenias größten National Park dem Tsavo National Park. Leute es waren 4 wunderschöne Tage in Kenia, dehalb muss ich hier den Satz den ich selbst gelernt habe: "Kwaheri Rafikis" - Es war eine schöne Zeit bei Euch. Nur noch einmal durch den Suezkanal, mein Jubiläum es ist meine 50ste Passage dann nach Cadiz, hierzu habe ich leider auch nichts besonderes zu erzählen, dann ab nach Hause. Die Rückreise nach Kiel machten wir diesmal auch durch den Nord-Ostsee Kanal. Bei der Ankunft in Holtenau, fingen die Begrüßungen schon an, aber wir mussten wegen der Zoll Formalitäten eine Nacht auf Schillig Reede verbringen. Auch mussten wir unsere Uniformen auf Vordermann bringen. An nächsten Tag feierliches Einlaufen. Endlich Urlaub. Nach dem Ende meines Urlaubes, normalen Dienst - ab August Werftzeit. Hierbei kam es zwischen mir und einem Fähnrich der frisch von der Bundeswehr Hochschule in Köln kam und meiner Meinung von der Seemannschaft keine Ahnung hatte zu einem Zwischenfall. Ich war gerade dabei einen Drahtaugspleis zu fertigen. Er kam auf mich zu und befahl mir den Spleis zu öffnen und nach seinen Anweisungen zu machen. Als er sah, das seiner falsch und meiner richtig war, meinte er nur Herr OG ihrer war doch richtig. In meiner Wut, heute sehe ich ein das es nicht richtig von mir war, nahm ich den Putzlappen den ich in der Hand hielt und habe damit nach Ihm geworfen. Die Belohnung habe ich dann einige Tage später bekommen, wegen tätlichen Angriff auf einen Vorgesetzten bekam ich 7 Tage Sonderurlaub im Cafe Viereck und Gardinen aus Schweden in Neumünster. Außerdem eine zwei jährige Beförderungssperre. Dann wurde ich im Juli 1981 zum lezten mal versetzt und zwar auf die Coburg. Da ich mit Ihr überwiegend im Hafen lag, gibt es nichts Neues von ihr zu berichten, außer das die Kameradschaft besser war. Anfang April 1982 endete meine Dienstzeit nach genau 1462 Tagen oder ganz einfach meine 4 Jahre bei der Marine waren vorbei.
Nun noch etwas in eigener Sache zur Lütjens ! Egal wie gut oder wie schlecht die Zeit auf Ihr wahr, es war eine meiner schönsten Zeiten die ich erleben durfte. Heute kann ich sagen, das ich stolz war, nein immer noch stolz bin, das ich ein Besatzungsmitglied von ihr war und auf ihr fahren durfte. Dazu kommt noch, dass mir im vergangenen Jahr mir ein nachträgliches Geburtstags Geschenk machte und mit mir ins Marinemuseum nach WHV fuhr. Erst besichtigten wir die Mölders und dann bei einer Hafen Rundfahrt sah ich sie im Marine Arsenal liegen zum abwracken bereit und in einem bedauerndem Zustand. Innerlich habe ich geheult wie ein Schosshund nach fast 28 Jahren. Sogar meinem Neffen fiel meine gedrückte Stimmung auf und er ließ mich einige Zeit in Ruhe. Liebe Leser ich glaube das Ihr mich verstehen könnt. Aber das Leben geht weiter, und ich möchte mich auf diesem Wege bei dem Kameraden bedanken, der den Spruch geprägt hat!
GONE but not FORGOTTEN
Auf Wiedersehen Lüdia!
Siegmund Chabierski ( Siggi )
Kommentare (4)
RSS feed Kommentare...
- +0
Treffen im Mittelemeer
- +0
Erinnerungen
tolle Geschichten, kann mich erinnern das wir den Verband (1980)im Mittelmeer getroffen haben.
Ihr seid vom Suezkanal gekommen, mit dabei war noch die Hessen, zur der ich rüber durfte und den Kahn bei einem
Highline fahren durfte.
Ich selber wurde dann wieder auf die Deutschland im Käfig rübergeholt, hat mich eine Kiste Bier gekostet
das ich keine nassen Füße bekam.
Gruss Dieter
- +0
ich wünsche mir, ich hätte auch solche Sachen erlebt. Deine Geschichten sind schön zu lesen, macht mir Spass! Aber eines lass Dir von einem Landei sagen: Es heißt nicht Putzlappen, sondern Feudel, lach! Sogar ich in Mittelfranken mache "rein Schiff" mit einem Feudel.
Warum hast Du beim Anblick der Lütjens "innerlich" geheult? Auch Männer dürfen alles rauslassen! Ich krieg schon Gänsehaut, wenn ich mir dieses Gefühl nur vorstellen.
"Meine" Thetis wurde ja auch in Griechenland verschrottet. Das tat mir auch sehr weh, obwohl ich nie drauf war. Naja, die Mölders "lebt" ja noch. Ich war auch schon zweimal an Bord.
Ich war immer der Meinung, man hätte doch wenigstens ein Boot des ehemaligen Flottendienstgeschwaders, bzw. die Ujagdboote Kl. 420 retten sollen...naja, das Geld halt. Und wenn jeder "seine" Einheit retten will, dann reichen alle Museen der Welt nicht mehr aus.
Schreib nur weiter, Du kannst das!
Grüße Isolde
Scharnhorstlied
1. Ein mächtiger Schatten jagt über die See
des nachtdunklen Nordmeers in eisiger Bö.
Dumpf rauschen die Brecher um Brücke und Turm
Vorüber, verschwunden in Dunkel und Sturm.
2. Du Scharnhorst bist Waffe und Heimat dazu.
Das Feuer des Krieges verschweißt deine Crew.
Dein Name verpflichtet die Männer zur Tat,
den Heizer, den Seemann, Offizier und den Maat
3. In grauer Polarnacht vom Gegner umstellt,
selbst bar jeder Hoffnung hast du dort der Welt
das Bild einer Gemeinschaft im Kampfe gezeigt,
vor dem selbst der Gegner voll Achtung sich neigt.