Eingepfercht in einer 49 Meter langen Röhre. 100 Meter unter Wasser. Wie ist das? Die 22 Personen starke Besatzung des deutschen Ubootes U 16 muss es wissen. Regelmäßig fährt sie in der Nord- und Ostsee für mehrere Tage zu Manövern, zum Üben von Auf- und Abtauchen und zum Schießen. Maat Kevin Rehder (23) ist einer von ihnen.
Rehder kauert sich unter ein Gewirr großer Schrauben. Der Motorenmaat befindet sich im Heck von U 16. Hebt er seinen Kopf nur eine Handbreit hoch, stößt sein Hinterkopf gegen hartes Metall. In seiner rechten Hand hält er eine kleine, schwarze Taschenleuchte. Er untersucht die Druckventile, misst den Ölstand.
„Ich bin einer der kleinsten Soldaten an Bord, da habe ich doch zum Arbeiten jede Menge Platz“, scherzt er.
Nur für eine Person Platz
Während Rehder mit der Taschenleuchte durch das Heck des Bootes krabbelt, kontrolliert im Nebenraum Oberbootsmann Ronny Metzner (26) in der Schiffstechnischen Zentrale (STZ) den Öldruck an der entsprechenden Anzeige. Da kommt der Schiffstechnische Offizier (STO) Oberleutnant zur See Arne Meyer (27) und will am Oberbootsmann vorbei zum Maschinenraum. Problem: Es gibt nur Raum für eine Person.Metzner presst seinen Körper an die Anzeigetafeln, damit der STO passieren kann.
Normalität an Bord von U 16. An anderen Stellen des Bootes ist noch weniger Platz. Da wird eine seitliche Lücke gesucht, damit die Kameraden passieren können.
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Die letzte Herausforderung
Die STZ ist nur durch eine schulterbreite Klappholztür zur Operationszentrale (OPZ) hin abgetrennt. In einer Ecke vor dem Radarschirm sitzt Sonarmeister Hauptbootsmann Heiko Mross (35). „Für mich ist das Ubootfahren die letzte Herausforderung bei der Marine“, meint er.
Der Marinemann schätzt den Teamgeist an Bord. „Wir arbeiten alle zusammen auf engem Raum, damit wir alle wieder sicher nach Hause kommen.“ Dafür ist er auch bereit, weniger Komfort auf sich zu nehmen. „Ich war bereits auf den Fregatten KÖLN und MECKLENBURG-VORPOMMERN eingesetzt. Dort hatten wir großzügige Duschen, jeder hatte seine eigene Koje mit Fotos von daheim“, schätzt der Sonarmeister die Vorzüge der großen Schiffe.
Wie die anderen Besatzungsmitglieder von U 16 nimmt er gerne die fordernden Bedingungen seiner Arbeit in Kauf.
Dusche und WC in einem
Auf U 16 gibt es beispielsweise keine großen Duschen oder Waschmöglichkeiten. Im Gegenteil: In einem kleinen Verschlag für die Toilette am Rande der OPZ ist die Dusche mit integriert. Auf einer Fläche von 80 mal 80 Zentimetern und einer Höhe von 1,75 Metern gibt es ein kleines Waschbecken und ein WC. Ein Schlauch mit Brausekopf dient als Dusche. Es ist die einzige an Bord. Ein zweites Pissoir gibt es zusätzlich in einem anderen kleinen Raum mit offenem Zugang. Zwei Toiletten, eine Dusche — das muss reichen.
„Bei mehreren Tagen auf See duscht die Besatzung sowieso nur etwa alle zwei Tage“, verrät der Kommandant Kapitänleutnant Steffen Vogelreuter (33) aus Erfahrung. Die Ruhe sei für viele wichtiger. „Die Hälfte der Soldaten arbeitet vier Stunden lang in ihren Funktionen, die anderen versuchen zu schlafen“, erklärt er.
Privatsphäre und Erholung? Fehlanzeige!
Doch die Ruhe wird ständig unterbrochen von den Kommandos aus der Bordsprechanlage, vom Klatschen der Wellen an den Bootskörper, von Geklapper aus der Kombüse oder von Manövern unter Wasser. Die Frauen und Männer der Besatzung liegen in ihren Kojen in Doppelstockbetten. Ein Vorhang dient als Sichtschutz gegen die permanente Notbeleuchtung.
Hauptbootsmann Mross: „Wir schlafen hier mit acht Personen auf einer Fläche so groß wie zwei Tischtennisplatten.“ Gerüche und Geschnarche inklusive. Privatsphäre? Gleich Null. Erholsamer Schlaf? Fehlanzeige. Das ist wie auf einem Truppenübungsplatz – ein ständiges Kommen und Gehen.
Stolz, Ubootfahrer zu sein
„Ich habe nie meine Ruhe. Wenn starker Seegang ist, bin ich immer in Bewegung“, berichtet Obermaat Christopher Schmidt (23, Sonarmaat). Hinzu kommen beim Auf- und Abtauchen extreme Gefälle von bis zu 25 Grad. „In der Enge an Bord sind wir halt nie allein“, sagt Oberbootsmann Michael Schappach (30).
Trotz oder wegen aller Entbehrungen sind alle stolz, Ubootfahrer zu sein. Sie haben sich fast alle freiwillig gemeldet. „Als Ubootfahrer werden wir von anderen Besatzungen anders angesehen, wir bekommen ein wenig mehr Respekt von den anderen entgegengebracht“, versichert Maat Rehder.
quelle: marine. de
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