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Der Alarm ertönt, ein Anruf der Search and Rescue (SAR) - Leitstelle in Glücksburg gibt die Daten durch: Mann über Bord in der Nähe der dänischen Insel Mön. Bordmechaniker Michael Griese zieht seinen Kälteschutzanzug an und macht sich direkt auf den Weg zum Marinehubschrauber MK 41 ""Sea King". Dieser steht schon einsatzbereit auf dem Stellplatz vor dem SAR-Gebäude im Marinefliegergeschwader 5 in Kiel-Holtenau. Auch die restliche Mannschaft ist schnell zur Stelle: Pilot und Kommandant der Crew, Kapitänleutnant Ralf Höse, mit seinem Co-Piloten sowie der Luftfahrzeugoperationsoffizier (LOPO) Kapitänleutnant Holger Krenz. Nur kurze Zeit später ist die Besatzung des "Sea King" auch schon in der Luft in Richtung Mön. Rund zwei Stunden später landet der Hubschrauber wieder an seinem Stützpunkt. "Die dänische Marine hatte nach vorheriger erfolgloser Suche unsere Hilfe angefordert. Als wir dort ankamen und uns an der Suche beteiligten, wurde kurze Zeit später die Person durch einen dänischen Hubschrauber gefunden", erzählt Hauptbootsmann Griese. Wie sich später herausstellte, ist die Person kurze Zeit später im Krankenhaus gestorben.


Besondere Einsätze

Auch nach vielen Jahren sind die Einsätze für die Besatzung des "Sea King" noch lange nicht Routine. Höse erinnert sich noch an einen Einsatz vor etwa zwei Jahren. "Wir haben eine 20-jährige Kitesurferin vor der Insel Fehmarn aus dem Wasser gezogen und im "Sea King" versucht zu reanimieren. Leider war sie bereits tot." In seiner 16-jährigen Karriere als SAR-Pilot hat er bereits vieles erlebt. In besonderer Erinnerung ist ihm ein Babytransport geblieben, der dieses Jahr stattfand. Denn neben der Luftrettung zählt auch der Krankentransport zu den Aufgaben des SAR-Teams. Der 44-jährige Berufssoldat musste mit seiner Crew einen neugeborenen Jungen aus Aurich ins Krankenhaus in Kiel bringen. Aufgrund der schlechten Wetterverhältnisse war der Transport nur mit dem "Sea King" möglich. Auch der 39-Jährige Michael Griese erinnert sich an einen Einsatz: "Wir haben einen schwerkranken Mann aufs Festland verbracht, damit er seine Kinder noch einmal sehen konnte. Einige Tage später verstarb er."

 

Aufgaben der SAR-Crew

Die SAR-Flieger der Marine sind primär für die Rettung von Luftfahrzeugbesatzungen über See zuständig. Darüber hinaus kommt sie zum Einsatz, wenn zivile Stellen Unterstützung benötigen. "Denn", so Griese, "die Seenotrettung erfolgt primär durch die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Wenn diese jedoch Hilfe benötigt, unterstützen wir selbstverständlich. Es sei denn, schlechte Wetterbedingungen schränken uns derart ein, dass auch unsere Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist." Er und seine Kameraden helfen darüber hinaus, wenn Menschen von den Inseln aus dem Nord-Ostseegebiet in Krankenhäuser auf dem Festland verlegt werden müssen. Der "Sea King", ein Waffensystem der Marine, wird aber auch zur Unterstützung von Spezialkräften, bei Personal- und Materialtransport sowie als Not- und Katastrophenhilfe eingesetzt. Aufgrund seiner Eigenschaften kann er auch noch starten, wenn normale Rettungshubschrauber am Boden bleiben müssen.

 

SAR-Besatzung ist eingespieltes Team - Der Bordmechaniker

Ein Bordmechaniker, ein Luftfahrzeugoperationsoffizier (LOPO) und zwei Piloten - das ist die Stammbesatzung des "Sea King" während eines Einsatzes. Je nach Verfügbarkeit und Art des Einsatzes ist auch noch ein Arzt oder eine Ärztin der Deutschen Marine mit an Bord. Bordmechaniker Michael Griese begann seine Ausbildung zum Bordmechaniker im Jahre 2000 und hat die drei Ausbildungsjahre nie bereut: "Das ist der beste Job überhaupt". Zu seinen Aufgaben gehört unter anderem die Ausführung von Winchmanövern, sprich das Aufnehmen oder Absetzen von Personen oder Material mittels einer Winde, die am Hubschrauber angebracht ist. Außerdem ist er für die korrekte Beladung des Hubschraubers und auch die Wartung von Sanitätsgeräten zuständig. In seiner Tätigkeit muss er Entfernungen gut einschätzen können, den Kraftstoffverbrauch im Auge behalten und weitere wichtige Daten ermitteln. Bei der Ausbildung zum Bordmechaniker wurde Griese auch zum Rettungssanitäter ausgebildet und kann somit bei Einsätzen medizinische Hilfe leisten. Auf dem Programm der vielschichtigen und anspruchsvollen Ausbildung steht zudem ein Kurs der englischen Sprache, die Einweisung in die Flugphysiologie, die fliegerische Ausbildung und ein intensives Training, um gegebenenfalls auf See überleben zu können. Berufssoldat Michael Griese mag seinen Job als Teil des SAR-Teams bei der Marine. "Man erlebt jeden Tag etwas Neues und muss ständig am Ball bleiben". Vorschriftenänderungen oder auch technische Neuerungen am "Sea King" - er wird immer wieder gefordert und das gefällt ihm.


SEA KING Hubschraubers des Marinefliegergeschwaders 5 in Kiel-Holtenau im Einsatz

Der Luftfahrzeugoperationsoffizier (LOPO)

Kapitänleutnant Krenz ist der sogenannte LOPO und ist für die Navigation im Hubschrauber zuständig. Wenn Michael Griese das Winchmanöver vorbereitet, ist der 51-Jährige Krenz derjenige, der abgewincht wird und den Menschen zur Hilfe kommt. Darüber hinaus ist er der Koordinator bei den Sucheinsätzen. Und auch bei Auslandseinsätzen, in denen der "Sea King" unter anderem Spezialkräfte der Bundeswehr in Krisenregionen absetzt und den Materialtransport übernimmt, läuft ohne den LOPO nichts. Er erstellt einen Teil des Lagebildes und wertet es aus. So gibt er an, welches Schiff ihm verdächtig erscheint und übermittelt es den Fregatten der Deutschen Marine. Diese speichern die Daten und informieren die anderen beteiligten Schiffe. Auch Holger Krenz, der seit 33 Jahren bei der Bundeswehr arbeitet, hat bereits im Ausland gedient. Zuvor hat er eine umfassende und zuweilen harte Ausbildung in den USA und Deutschland durchlaufen. "Die Belastungen sind enorm und sollen zeigen, wer den hohen Anforderungen auch tatsächlich gewachsen ist", weiß Krenz. Er und seine Mitstreiter wurden an ihre körperlichen und geistigen Grenzen gebracht. Aber er wusste wofür. "Fliegen ist Spaß, aber vorher kommt die Arbeit, hatte uns damals schon ein Ausbilder in den USA klargemacht. Und er hatte recht", sagt Krenz.

 

Die Piloten

Zwei Piloten gehören zur Stammbesatzung eines Einsatzes des "Sea King". Wer heute als Pilot Teil des SAR-Teams werden will, muss zusammen mit den Heeres- und Luftwaffenfliegern die Ausbildung in Bückeburg bestehen. Dort werden den angehenden Fliegern die theoretischen und praktischen Fertigkeiten beigebracht. Nachdem an Flugsimulatoren geübt wird, stehen natürlich auch Flugstunden auf dem Lehrprogramm. Kapitänleutnant Ralf Höse hat es geschafft und ist seit 16 Jahren SAR-Pilot. Er übernimmt nicht nur als Pilot, sondern auch als Kommandant der SAR-Crew eine große Verantwortung für seine Kameraden. "Als Pilot muss man flexibel handeln und schnelle Entscheidungen treffen können", sagt der gebürtige Kölner. Doch er betont auch, dass jeder im Team einen enorm wichtigen Beitrag leistet. "Nur zusammen kann ein Einsatz auch wirklich funktionieren. Jeder ist Spezialist auf seinem Gebiet und die Erfahrungen aller Crewmitglieder sind wichtig."  Und wenn das eingespielte Team der SAR-Stelle dann wieder einmal einem Menschen geholfen hat, passiert es- wenn auch nicht häufig - dass sich dieser bei den Marinesoldaten bedankt.

 

Bilanz und Eckdaten

318 Alarme, davon 94 Einsätze - das ist die bisherige Bilanz für 2009 der SAR-Leitstelle in Glücksburg, in der alle Notrufe eingehen. Zum Marinefliegergeschwader (MFG) 5, das seit 1958 in Kiel-Holtenau beheimatet ist, gehören der Geschwaderstab sowie die Fliegende und Technische Gruppe. Dort arbeiten insgesamt rund 1000 Soldatinnen und Soldaten ebenso wie zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In der Fliegenden Gruppe arbeiten 250 Soldatinnen und Soldaten. Von den 21 verfügbaren Hubschraubern des Typs "Sea King" steht mindestens einer immer einsatzbereit in Kiel-Holtenau. Die SAR-Crews müssen jährlich Trainingseinheiten absolvieren und leisten regelmäßig fünf bis sieben Tage Bereitschaftsdienst.

 

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