Ich führte zwei Jahre lang eine Homepage, die nun geschlossen wurde. Dort war jene Geschichte festgehalten, die ich nicht verlieren wollte. Kopierte diese und nun kann ich sie - meinen Gleichgesinnten - vortragen. Natürlich war ich kein Musterschüler, wie mein Bruder, der 30 Jahre Spieß hier in Aachen an der Gallwitzkaseren tätig war. Das war mir aber egal.
Ich habe mich lediglich den Seeleuten angepaßt. Wenn ihr also Lust und Zeit habt, diese meine Geschichte zu lesen, tut dies. Es ist mir ein Bedürfnis, es mitzuteilen. Denn Streber gab es genug - ich habe nur meine Pflicht getan , lach .........
Meine seemännische Laufbahn bei der Bundesmarine
Anno 1963 - 1967
Da ich damals über die vielen Reisen ein kleines Tagebuch führte, gibt es eine Geschichte, die ich vor 42 Jahren erleben durfte.
Ausserdem war die Seefahrt für mich ein 4 jähriges Abenteuer,das ich unter anderem mit noch 250 gut erhaltenen "Dias" fotografisch begleiten konnte.
Einen kleinen Teil der Bilder, werde ich in Kürze ins Fotoalbum zeigen.
Hier folgt meine Geschichte !
In jener Zeit wurde ich auf
"Trossschiff Angeln"
ein Versorgungsschiff der Bundesmarine, abkommandiert.
Zwei Jahre von 1965 - 1967 habe ich auf diesem Schiff, mit dieser Besatzung und auf den vielen Reisen, ein Erlebnis nach dem anderen mitnehmen können.
Überschrift:
Meine erste Strafe!
Es war ein herrrlicher Tag. 30 Grad, die Sonne schien kräftig und der "Atlantische Ozean" meinte es gut mit uns. Ruhige See, lange Dünen, Seemann, was willst Du noch mehr. Ich hatte keinen Wachdienst - also frei. Nicht ganz. Unser " Smarting " (die seemännische Nr. 1) meinte, wir sollten doch ein bisschen "pönen" (Farbe streichen). Natürlich, zwischendurch die ein oder andere Kaffeepause, bis die Mittagszeit heran nahte und zum Essen gebeten wurden.
Nach der Mahlzeit ruht man sich normalerweise ein wenig aus. Mein Schäferstündchen viel heute aus. Warum ? Es gibt einen Seemann namens "Loddel" der in der Piek (Deckslast) zuständig war. Wir waren schließlich ausgebildete Seeleute die gleichzeitig Funker, Signalgast, Versorger oder auch Brückengast waren. An der Verständigung, das wir "Durst" hatten, sollte es nie liegen. Geheimnisvoll öffnete Loddel aus seinem Versteck ein Fläschen Weinbrand, den sogenannten Dreistern oder auch "Seemannstod". Dieser wurde natürlich mit Brause verdünnt und wir plauderten von alten Zeiten.
Ach, wir vergaßen den sportlichen Teil der heute Nachmittag auf uns zu kam. 5000 m Lauf, natürlich an Bord und ähnliche Disziplinen. Loddel durfte überhaupt keinen Alkohol trinken, da er zur Zeit "Anwesenheitswache" hatte. Ich mochte bei dieser alkoholischen Zunahme erst recht an keiner Sportübung teilnehmen. Außerdem war mir schon schlecht. Grausam, wie konnte ich das verhindern?
Ich erklärte dem 1. Wachhabenden Offizier, das ich noch eine Menge Reparaturarbeiten an Bord zu verrichten habe, die mir aufgetragen wurden. Dies schien für ihn eine plausible Erklärung zu sein und ich war vom Sport befreit. Also, konnten wir eigentlich unser Fläschchen leer trinken, oder! Da mir die Schlüssel der Kantine zugeteilt waren, ein grober Fehler der mir meine erste Strafe einleitete, gesellten sich mehr und mehr Seeleute aus der Freiwache zu uns. Die Getränke besorgte ich aus "Pützen" (Eimern). Getarntes Arbeitsmaterial. Wir hatten eine Menge Spaß. Nur meine Zunge wurde zusehends schwerer und schwerer. Der Weg in die Koje (Bett) wäre der richtige gewesen.
Plötzlich ein Schrei des Bootsmann der Wache: Leute, "Tankerschiff Otto" kommt längsseits. Nehmt die Leinen wahr. Oh Gott im Himmel lallte ich, das darf nicht wahr sein. Der Bootsmann schickte mich an die Backbordseite wo ich die Leine am Bug wahrnehmen sollte! Ich hielt mich an der Reling fest und blinzelte zu Otto rüber. Da kam doch was angeflogen. Ach ja, die Vorleine! Mein Gott, ist die schwer. Lies diese aus meiner Hand gleiten und schwupps fiel sie ins Wasser. Die Otto fuhr schätzungsweise 25-30 m parallel mit gleicher Geschwindigkeit, damit die Leinen erst einmal von unseren Seeleuten fest verankert werden konnten. Ein zweiter Versuch. Dabei setzte ich mich auf dem Poller, dort wo die Leine zu befestigen war. Entspannt erwartete ich zum zweiten Mal die Leine. Sie kam angeflogen und hatte sie in der Hand, wusste aber nicht, wo ich sie befestigen konnte. Da mein Gehirn nicht mehr voll arbeitete, glitt mir die Leine wieder aus der Hand und über Bord. Katastrophe, dieser Seemann. Ich entschuldigte mich und beim dritten Versuch bekam ich Hilfestellung.Ich war völlig erschöpft und schloss die Augen.
Eine laute Stimme ließ mich aufschrecken. Obergefreiter Pappers, zur Kommandobrücke. Scheiße ... jetzt war es passiert. Oben angekommen, befahl mir der Kommandant den Weg in die Koje ( ins Bett - Rausch ausschlafen). Loddel war ebenfalls reif. Wir wussten genau, was morgen auf uns zu kam. Beide standen wir in der Kapitäns - Kajüte auf dem sogenannten "Roten Teppich" und wurden zu einer Disziplinarstrafe von 50,00 DM verdonnert. Wir versprachen hoch und heilig "Besserung". Das hat der Alte uns nie geglaubt. Bevor ich meine Marinezeit beendete, habe ich noch zweimal vor ihm gestanden.
Und trotzdem, haben mir diese vier Jahre Bundesmarine sehr viel "Positives" auf dem Weg mitgegeben. Als Städter befuhr ich die großen Meere, erlebte das Ausland und ihre Kulturen. Und was meine Person anbetrifft: Eigenständigkeit,Verantwortung und Selbstbewusstsein. Das habe ich in den vier Jahren der Bundesmarine mit heim genommen.
Toni Pappers